„Geld mit Sinn“ hat kürzlich einen Anlegertreff veranstaltet, bei dem über Aktien mit ethisch-ökologischer Wirkung diskutiert wurde. Die Redaktion sprach mit Anlegerin Gisela Kaiser, die an der Veranstaltung mitwirkte.
Mit welcher Einstellung bist Du an das Thema Aktien herangegangen?
Erstmal hatte ich ganz große Neugierde, denn eigentlich bin ich Aktien gegenüber sehr aufgeschlossen. Allerdings nur bei guter kontinuierlicher Betreuung, d.h. mit einem (von Provisionen) unabhängigen Berater. Der ist in meinen Augen beim Thema Nachhaltigkeit noch wichtiger als sonst.
Was war die wichtigste Erkenntnis, die Du im Lauf des Abends gewonnen hast?
Dass man Nachhaltigkeit in Bezug auf Aktienunternehmen weiter fassen kann und muss, als gemeinhin üblich, und das heißt: auch Unternehmen zu unterstützen, die erst damit beginnen, ökologische und ethische Standards in ihr Wirtschaften einzubeziehen. Ansonsten scheint die Beurteilung von einzelnen Aktien für den Laien wirklich sehr kompliziert. Ich würde deshalb durchaus auch das Bauchgefühl mit berücksichtigen: Welche technischen oder dienstleistungsbezogenen Entwicklungen gefallen mir an dem Unternehmen besonders gut, wobei habe ich ein gutes Gefühl?
Was sind in Deinen Augen die wichtigsten Vorteile von Aktieninvestments, was die Nachteile?
Ein Vorteil sind ganz klar höhere Erträge. Mir persönlich gefallen am besten Dividenden-Aktien. Ein Nachteil ist der lange Anlagehorizont, da bin ich schon an der Grenze, was die Altersvorsorge anbelangt. Ständig den Markt beobachten und auf der Hut sein, daran muss man auch Spaß haben.
Der Abend hat gezeigt, dass Investments in Einzelaktien für die meisten Anleger mit zuviel Suchaufwand verbunden sind. Wie stehst Du zu anderen Möglichkeiten, in Aktien zu investieren?
Ich würde in nachhaltige ETFs investieren. Da die Erträge bislang aber eher bescheiden sind, nur mir kleinen Summen.
Unser Referent hat deutlich gemacht, dass das Investieren in Aktien (und in Aktienfonds, die ja an die Entwicklung der Aktienkurse gekoppelt sind) mit starken Verlusten verbunden sein kann – aber eben auch mit großen Chancen.
Deshalb ist eine professionelle Betreuung sehr wichtig!
In Deutschland wird sehr wenig in Aktien investiert, enorm große Geldmengen liegen dagegen auf sicheren, aber auch schlecht verzinsten Sparkonten. Warum sehen manche Menschen mit nachhaltigem Bewusstsein das kritisch?Die Banken arbeiten ja mit diesem Geld und haben darin freie Hand! Daher plädiere ich schon für mehr Mut, auch in riskantere Anlagen zu investieren, wenn die eigene Finanzlage das erlaubt, also in Aktien, Fonds und unternehmerische Beteiligungen. Zumindest entscheide ich dann mit, wofür mein Geld verwendet wird.
Es gibt Banken, bei denen auch das sicher angelegte Sparvermögen der Kunden nachhaltig angelegt wird, d.h. es wird in Form von Krediten an nachhaltige Unternehmen, Kindergärten, soziale Einrichtungen etc. verliehen. Wie stehst Du zu dieser Anlagemöglichkeit?
Solche Banken zu unterstützen finde ich überaus sinnvoll und in diesem Fall unterscheiden sie sich eh nicht mehr von den bekannten großen Banken bei der Rendite, die ist so oder so minimal. Aber wenigstens ist mein Geld dann nicht nur konventionell sicher angelegt, sondern fließt auch noch in Nachhaltigkeit!
Ein Gedanke zum Schluss?
Ich finde es elementar wichtig, dass finanzwirtschaftliches Grundwissen in die Allgemeinbildung (Schulbildung) Eingang findet, damit wir nicht weiterhin finanzielle Analphabeten bleiben.
Gisela Kaiser ist Mitglied bei „Geld mit Sinn!“ und systemische Orientierungsberaterin.