Eine Unternehmensbeteiligung ist, ganz einfach und trocken ausgedrückt, der Besitz von Anteilen an einem Unternehmen. Die bekannteste Form ist sicher die Aktie. Weniger bekannt, und aufgrund einiger „schwarzer Schafe“ auch leicht verrufen ist die Unternehmensbeteiligung in Form von geschlossenen Fonds. Wissen schafft Macht, wenn man dagegen etwas nicht kennt, hat man oft Angst davor oder erwartet etwas ganz anderes. So geht es vielen Anlegern auch mit geschlossenen Fonds / Beteiligungen. Deshalb wollen wir einmal kurz und knapp diese Anlageform vorstellen:
Was ist ein geschlossener Fonds?
Um einzelne Projekte, wie z.B. Windparks, Solaranlagen, Einkaufszentren oder auch Schiffe zu finanzieren, werden diese geschlossene Fonds aufgelegt. Das „geschlossen“ bedeutet, man kann nur innerhalb eines begrenzten Zeitraumes „zeichnen“. Ist das für die Projektrealisierung benötigte Investitionsvolumen erreicht, wird der Fonds geschlossen. Alle Details zum Investitionsvorhaben werden in einem Verkaufsprospekt dargestellt. Dieser wird bei der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) eingereicht; die Veröffentlichung muss durch die BaFin genehmigt werden.
Der Erwerber eines Anteils an einem geschlossenen Fonds wird Unternehmer (Kommanditist, da die Rechtsform des Unternehmens in der Regel eine Kommanditgesellschaft / KG ist) mit entsprechenden Chancen und Risiken. Mit der Beteiligung sind für den Anleger Teilnahme und Stimmrechte in den Gesellschafterversammlungen sowie Gewinnrechte verbunden.
Hier liegt auch ein großer Unterschied zu den klassischen Bankprodukten wie Sparbriefen oder Festgelder – der Anleger gibt der Bank oder Sparkasse sein Geld, kann aber nicht mitbestimmen, wie das Kreditinstitut das Geld verwendet. Wie funktioniert eine Geldanlage in Beteiligungen?
Mit dem Eigenkapital werden die bis dahin angefallenen Kosten (z. B. Emmissionskosten) gedeckt. Im Anschluss beginnt üblicherweise die Umsetzung des vorgesehenen Projektes, z.B. des Solarparks. Normalerweise wird neben dem Eigenkapital auch Fremdkapital (in Form von Bankkrediten) eingesetzt. Die Fremdkapitalquote ist abhängig von der Beteiligungsanlage.
Ziel der Beteiligung ist es natürlich, Erträge für die jährlichen Ausschüttungen zu erwirtschaften. Diese Ausschüttungen werden vorher geplant, stehen aber nicht fest und sind garantiert wie bei einem Bank-Anlageprodukt. Sie können höher oder niedriger ausfallen als prognostiziert.
Die Mindestanlagesumme beträgt häufig 10.000 Euro, i.d.R. zuzüglich Aufgeld (Agio genannt, meist 5 % der Anlagesumme). Die Anlagedauer ist langfristig ausgelegt und liegt meist um die 20 Jahre.
Solche geschlossenen Fonds werden nicht wie Aktien oder offene Fonds an der Börse gehandelt, man kann also während der Laufzeit seine Beteiligung nicht schnell verkaufen. Auch gibt es derzeit noch keinen geregelten Zweitmarkt, wohl aber einige Handelsblattformen im Internet. Am Ende der vorgesehenen, geplanten Laufzeit wird das finanzierte Objekt (das Schiff, der Solarpark usw.) verkauft, und aus dem Erlös die Schlussausschüttung an den Anleger vorgenommen.
Chancen und Risiken
Die Chancen solcher Unternehmensbeteiligungen sind einfach – Anleger profitieren von der Entwicklung des Unternehmens. Ist die besser als geplant, dann wird auch mehr ausgeschüttet. Ist sie allerdings schlechter, dann kann es auch mal weniger geben. Eine Zinszahlung dagegen steht fest.
Zweite Chance: Anleger können mitreden. Das heißt, man kann Einfluss auf die Unternehmenspolitik und –entwicklung nehmen. Sei es als Aktionär auf der Hauptversammlung, sei es als Kommanditistin bei einem Solarfonds. Dabei gilt: je weniger Anteile es insgesamt gibt, desto größer ist der Einfluss des einzelnen Anlegers.
Dritte Chance: Man weiß genau, wo das eigene Geld hinfließt. Meist kann man „sein Schiff“, „meinen Windpark“ sogar besuchen. Bei einem Festgeld arbeitet die Bank ja mit dem Geld des Anlegers – um herauszufinden, wohinein sie es investiert, muss man schon die genaue Übersicht der Kreditvergaben und Beteiligungen der Bank einsehen (was häufig gar nicht veröffentlicht wird). Für Anleger und Anlegerinnen, die nachhaltig investieren wollen, also ein großes „schwarzes Loch“.
Risiken gibt es bei Unternehmensbeteiligungen naturgemäß höhere als bei einem Banksparprodukt. Bei letzterem kann die Bank pleite gehen, dann greift noch die staatliche Einlagensicherung. Eine Unternehmensbeteiligung ist nirgends abgesichert. Aber: Der Gegenwert in Form der Solaranlage, des Schiffes, der Immobilie ist ja noch vorhanden, und kann zur Not „versilbert“ werden.
Fazit
Anleger sollten nicht vor dieser häufig unbekannten Anlageform zurückschrecken. Es ist wie der Vergleich Äpfel mit Mangos: Dem einen schmecken die Äpfel, dem anderen Mangos, beide sind zwar Früchte, aber eigentlich grundverschieden. Das höhere Risiko bei Unternehmensbeteiligungen wie geschlossenen Fonds wird durch eine höhere jährliche Ausschüttung aufgewogen. Risikoaverse Anlegerinnen bleiben bei Banksparprodukten, alle anderen können sich genau informieren, vergleichen und dann auch mal – mit einem kleineren Einstiegsbetrag – nachhaltige geschlossene Fonds zeichnen.
Autorin: Anette Rehm, Gründungsmitglied von Geld mit Sinn
Hinweis der Redaktion von GELD mit Sinn!: Unternehmensbeteiligungen sind für Anlegerinnen und Anleger sinnvoll, die ihre finanzielle „Grundversorgung“ (Altersvorsorge, Versicherungen etc.) bereits abgedeckt haben und über Geld verfügen, auf das sie für einen längeren Zeitraum verzichten können.