Waldinvestments: Forest Finance aus Bonn

Geld wächst bekanntlich nicht auf Bäumen – aber diese können, wenn sie nachhaltig bewirtschaftet werden, Geld sinnvoll vermehren. Geld mit Sinn sprach mit Harry Assenmacher, dem Geschäftsführer und Initiator der Forest Finance Service GmbH aus Bonn. Die Waldexperten betreiben auf mehr als 16.000 Hektar tropischem Boden Aufforstungsprojekte und Kakaopflanzungen, haben bisher 500 sozial versicherte Arbeitsplätze in den Anbauländern geschaffen und  für ihr ökologisches und soziales Engagement zahlreiche Auszeichnungen erhalten.

Herr Assenmacher, was bewirken Anleger, die bei Forest Finance investieren? 

Noch viel zu wenig. Angesichts der weltweiten Waldzerstörung sind wir noch immer der Tropfen auf den heissen Stein. Aber wir sind sehr beispielgebend. Unsere Art nachhaltig aufzuforsten und mit Mischwäldern statt mit Monokulturen zu arbeiten verbreitet sich. Das war vor 15 Jahren noch völlig neu. Ausserdem geben wir Beispiel für sozial verantwortliches Wirtschaften gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung. Und nicht zu vergessen: Unser Produkt ist Wald und den „bewirken“ unsere Anleger garantiert.

Es gibt in Deutschland ca. 15 Anbieter von Waldinvestments, die sich an Privatanleger richten. Was unterscheidet Forest Finance von diesen Anbietern? 

Die markanteste Differenzierung ist sicher unser Alter. Wir sind der einzige Anbieter, der einen Wald selbst aufgeforstet hat, der bereits Erträge abwirft. Dieser steht auf der Finca Las Lajas in Panama.

Wie muss man sich das Geschäftsmodell von Forest Finance vorstellen? 

Was wir tun ist nicht neu, sondern wird seit Jahrhunderten gemacht, nämlich Forst- und Waldwirtschaft. Was neu ist: Wir können unsere Waldinvestments so klein zuschneiden, dass sie auch für Kleinanleger zugänglich sind. Außerdem muss der einzelne Investor nicht mehr das Risiko tragen, dass die Qualität und der Ertrag seiner Parzelle gering ausfallen, denn alle Anleger investieren gemeinsam in mehrere Parzellen.

Waldinvestments unterscheiden sich auch durch Art und Umfang der Rechte, die Anleger mit ihrem Investment erwerben: Manchmal kaufen sie den Grund und Boden, auf dem die Bäume stehen, manchmal pachten sie diesen nur und mitunter erwerben sie lediglich eine bestimmte Anzahl von Bäumen. Wie hält es Forest Finance? 

Bei uns können die Kunden den Boden pachten oder kaufen. Ein Kauf ist nicht immer möglich, da sich das Land häufig im Besitz des jeweiligen Staates befindet und man nur Nutzungsrechte kaufen kann.

Waldinvestments sind nicht automatisch nachhaltig, es kommt darauf an, wie die Wälder bewirtschaftet werden. Welche Investmentphilosophie verfolgt Ihr Unternehmen? 

Viele Menschen glauben, sie können nachhaltig investieren ohne dass etwas an ihrem Lebensstil und unserem Wirtschaftssystem geändert werden muss. Das ist in unseren Augen ein Fehlschluss, denn man kann nicht grüne Profitwirtschaft betreiben. Das ist schlicht und einfach nicht möglich. Deshalb stehen wir auch dem genossenschaftlichen Gedanken sehr nahe. Es geht uns darum, nachhaltig Werte zu schaffen und das muss sich in Gewinn für alle ausdrücken – nicht nur für den einzelnen.

Sie bewirtschaften 16.000 Hektar Wald in Mittelamerika, Südamerika und Asien. Wie hoch ist der Anteil der Flächen, der bereits zertifiziert wurde? 

Wir haben momentan nicht alle Flächen zertifiziert, weil wir in Kolumbien eine riesige Fläche für den Anbau vorbereiten, die allein 10.000 Hektar umfasst. Wir werden dort nächstes Jahr mit dem Anbau beginnen und leiten den Prozess der Zertifizierung dort jetzt ein.

Manche unserer Flächen werden vom FSC gar nicht zertifiziert, weil sie für den Nahrungsmittelanbau verwendet werden, z.B. Kakao. Wir sprechen deshalb mit der Rain Forest Alliance über die Möglichkeit, eine
Lebensmittelzertifizierung zu bekommen.

Warum ist die Zertifizierung von Waldflächen ein wichtiges Kriterium für Anleger, die in Wald investieren wollen? 

Das würde ich nicht unbedingt bestätigen. Die Zertifizierung ist nur ein Indiz dafür, dass in der Bewirtschaftung der Waldflächen die schlimmsten Dinge ausgeschlossen werden, aber mehr leider auch nicht. Wir sind der Ansicht, dass die tropische FSC Zertifizierung zu schwach ist – dort kommen immer allerhand Skandale hoch, die im Dunstfeld von Interessenkonflikten stattfinden. So werden die Betriebe, die die Zertifizierung durchführen, vom betreffenden Unternehmen bezahlt. Wir sind sehr dafür, dass es eine staatliche, ökonomisch unabhängige Organisation gibt, die Waldzertifizierungen vornimmt.

Viele Anleger betrachten Bauminvestments als einen lebenden Schutz vor der Inflation. Warum? 

Das ist tendenziell auch richtig. Wenn Sie ein Haus kaufen, so wird es jedes Jahr weniger wert, Sie müssen es abschreiben. Ein Wald wächst jedes Jahr, auch wenn die Anleger ihn nicht ernten können. Wenn es allerdings zu einer negativen Entwicklung der Leitwährung kommt, zieht auch der Preis für die Wälder irgendwann nach.

Bauminvestmentfirmen sprechen häufig von „garantierten“ Renditen. Die von ihnen angebotenen, häufig zweistelligen Renditen sind für mitteleuropäische Begriffe sehr hoch. Wie stehen Sie zu solchen Aussagen? 

Sobald das Wort Garantie auftaucht, würde ich als Anleger sehr skeptisch werden, denn niemand auf der Welt kann eine bestimmte Rendite im Voraus garantieren. Das gilt besonders für Waldinvestments, weil es hier um natürliche Prozesse geht, die nicht vorhersehbar sind. Beim Wald kann alles mögliche passieren, es gibt viele Faktoren, die auf die Entwicklung der Bäume Einfluss nehmen.

Wie hoch sind die prognostizierten Renditen, von denen Forest Finance ausgeht? 

Wir bilden in unseren Prognosen für die zu erwartenden Erträge immer eine Spannbreite von 0 bis 10% ab. Eine mittlere Rendite von 6 Prozent halten wir bei unseren Investments für sehr ordentlich. Zweistellige Renditen bieten wir nicht – obwohl sich das rechnerisch abbilden ließe –denn wir wollen bewusst nicht an die Gier der Anleger appellieren.

Sie sind von Haus aus Natur- und Umweltschützer, haben lange für den BUND gearbeitet. Wo befindet sich Ihr ganz persönlicher Lieblingswald? 

Wenn es um Wälder geht, bin ich ausgesprochen heimatverbunden. Ich finde einen deutschen Buchenwald, in dem wirklich alte Buchen stehen, wunderschön.

www.forestfinance.de