„reach for the stars“ – Im Gespräch mit Stephanie Bussmann

Das Projekt „reach for the stars“ 

Im Gespräch mit Stephanie Bussmann, Initiatorin des Projekts „reach for the stars“  

Wie kamst Du als Initiatorin von ‚reach for the stars‘.org auf die Idee? Was hat Dich dazu bewogen?

Es gab mehrere Gründe: zum einen traf ich mehr und mehr junge Menschen, die intelligent waren, aber finanziell keine Möglichkeit hatten, ihre Talente mit Hilfe eines Hochschulstudiums auszubauen. Zum anderen sind die Studiengebühren für europäische Verhältnisse niedrig, so dass sie durch Spenden finanzierbar waren. Wir arbeiten viel mit Patenschaften und es macht den Paten viel Freude, in Email-Kontakt mit ihren Studenten zu sein. Der Auslöser war aber, dass eine Bekannte vor ein paar Jahren, kurz nach ihrer Ankunft in Indien, ein Projekt aufgebaut hatte. Ich fühlte mich von ihr inspiriert und wollte etwas an Indien zurückgeben, denn ich lebe hier sehr gerne.

 

Was brauchte es, um ein solches Projekt erfolgreich auf die Füße zu stellen?

Das Wichtigste war es wohl, dass die Idee sofort auf fruchtbaren Boden stiess. Es wurde von allen Seiten als wichtig angesehen, ein solches Projekt ins Leben zu rufen. Somit wurde die Gründung von den Leuten unterstützt, die sich in der Arbeit in den Dörfern von Tamil Nadu auskennen. Zum anderen bildete sich schnell ein Team, dass die Arbeit bis heute tatkräftig und auf freiwilliger Arbeit unterstützt. Und natürlich war es ganz großartig, dass sich sofort Spender fanden, die bereit waren, ein ganz neues Projekt zu unterstützen.

 

Wie sieht heute Deine Bilanz aus?:

Was sind soweit die größten Herausforderungen und Erfolge?

Die Bilanz ist positiv! Natürlich haben wir große Herausforderungen. Die größte ist sicher immer wieder, meine Erwartungen und die der Sponsoren mit dem kulturellen Hintergrund und Verständnis der Studenten in Einklang zu bringen. Die Frustration, wenn eine Studentin nach Abschluss ihres Studiums sofort heiratet und nicht arbeitet, wie wir es gerne sehen würden. Die Komplikationen, wenn ein Student oder eine Studentin im College schlecht abschneidet: wie können wir helfen, was sind die Gründe? Oft steht dahinter eine komplizierte Geschichte, Probleme zu Hause, fehlende Unterstützung durch die Eltern. Gespräche mit den Eltern, mit den Studenten und mit den Colleges nehmen viel Zeit in Anspruch.

Der größte Erfolg für mich ist es, die einzelnen Studenten zu sehen über die Zeit. Ihre Entwicklung zu beobachten macht mich sehr glücklich. Gerade wenn der Anfang schwer war, freue ich mich besonders, schliesslich einen jungen erfolgreichen Menschen vor mir zu sehen, der mir selbstbewusst in die Augen sieht und sich meilenweit von dem entfernt hat, was einmal war. Das treibt mir immer wieder Glückstränen in die Augen:)

 

Welche Vision hast Du für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass dieses Projekt eines Tages von ganz allein wächst und gedeiht. Es freut mich sehr, dass diese Vision, die ich schon von Anfang an hatte, sich langsam verwirklicht. Seit ca. zwei Jahren nehmen die älteren Studenten aktiv an der Organisation und Verwaltung des Projektes teil. Mein Traum ist, dass Alumni das Projekt eines Tages ganz allein leiten und alle Studenten, die mit Hilfe des Projektes ihr Hochschulstudium absolviert haben, das Projekt mit Spenden unterstützen. Bisher ist das nur teilweise möglich, die Studenten zahlen 20% der Summe zurück, die sie erhalten haben. Eine Studentin hat schon begonnen und spendet jeden Monat einen Teil ihres Gehaltes.

 

Welche Unterstützung für das Projekt wäre wünschenswert und wertvoll?

Jede Spende ist sinnvoll. Schon kleine Summen können einen Unterschied machen, denn schon oft haben wir es nicht geschafft, alle Studenten zu unterstützen, die wir gern unterstützt hätten.

 

Was sind die drei wichtigsten Gründe, in genau dieses Projekt zu investieren?

  • Es gibt keine bessere Art, eine Familie aus der Armut zu holen, als die, einen jungen Menschen aus dieser Familie auszubilden.
  • Wir glauben, man kann die Welt nur verbessern, wenn man viele kleine Schritte tut. Diese jungen Leute auszubilden, ist ein kleiner Schritt, der irgendwann einen großen Einfluss haben wird.
  • Bei uns kommen die Spenden genau da an, wo sie hinsollen: Wir zahlen College Gebühren, Transportkosten, Bücher und Lehrmaterial.

Vielen Dank für das Interview.
Weitere Informationen gibt es auf

www.reach-for-the-stars.org

Die Initatorin Stephanie Bussmann lebt seit 2002 in Auroville, Tamil Nadu, Indien. Nach ihrem BWL Studium und 10 Jahren Erfahrung in mehreren Werbeagenturen, entschied sich Stephanie Bussmann in 2002 mit ihrem Sohn nach Auroville zu ziehen. Dort arbeitete sie als Kunstlehrerin, in einer Organisation, die sich um die Auswirkungen des Tsunami kümmerte und im Finanzbereich der Stadt Auroville. 2010 gründete sie Reach for the Stars, eine Organisation, die jungen Menschen aus der Umgebung von Auroville ein Studium ermöglicht.

Interview: Nicole Rupp, Geldbeziehung.de