Über Engagement-Manager und was sie mit Ihrem Öko-Fonds zu tun haben
Seit einigen Jahren ist auch in Deutschland ein Trend zu beobachten, der den Einfluss von Öko-Fonds positiv verstärken könnte. „Engagement“ wird ausgesprochen wie der englische Begriff für „Verlobung“, hat aber ansonsten herzlich wenig mit Paarromantik zu tun hat. Vielmehr geht es bei Engagement-Prozessen um diplomatisches Geschick und Beratungskompetenz. Denn „Engagement Manager“, so die Berufsbezeichnung, motivieren Aktienkonzerne dazu, mit sozialen und ökologischen Missständen in ihren Reihen aufzuräumen – oder diese gar nichts erst ausbrechen zu lassen. „Geld mit Sinn“ sprach mit Stina Nilsson, die als Engagement Officer für GES Global Engagement Services arbeitet, einen internationalen Dienstleister mit Sitz in Schweden. Das haben wir über Engagement gelernt:
Wer beauftragt Engagement-Aktivitäten?
Die Auftraggeber von GES Engagement Services sind Pensionsfonds und nicht zuletzt ethisch-ökologische Investmentfonds, die in die betreffenden Unternehmen investiert sind.
Wie funktioniert Engagement?
Engagement Officer investieren viel Energie und Geschick darin, Beziehungen zu den Konzernen aufzubauen, ein Prozess, der sich häufig über Jahre hinzieht. Die Kernarbeit ist jedoch „anlassbezogen“: Ein Unternehmen landet mit einem Umweltskandal in den Schlagzeilen oder zeigt die Symptome einer sozialen Krise, z.B. einen schweren Verstoß gegen Arbeits- und Menschenrechte. Sobald der Fonds oder Investor davon Wind bekommt, startet der Beratungsprozess mit den Engagement Managern. Gemeinsam mit den Unternehmen prüfen sie, welcher Weg sich am Besten für eine zügige Lösung der Krise eignet.
Was ist der Fokus von Stina Nielssons Arbeit?
Stina Nielsson „engaged“ oder beeinflusst Unternehmen, die Rohstoffe fördern. Darüberh hinaus arbeitet sie mit Konzernen, die enge Verbindungen mit der kakaoproduzierenden Industrie in Südamerika und Afrika unterhalten. Von ihrem Büro in Sao Paolo aus kontaktiert sie ihre Ansprechpartner in den Konzernzentralen oder organisiert Besuche in den jeweiligen Förder- und Anbauregionen.
Was passiert, wenn ein Unternehmen offen gegen ökologische oder soziale Standards verstößt?
Zuerst prüfen die Engagement Manager, ob das Unternehmen offen für den Dialog ist. Falls ja, wird gemeinsam eine Lösung für die „Situation“ erarbeitet. So konnte Stinas Team einen Kakaoproduzenten dazu bewegen, ein Kontrollsystem einzurichten, mit dem das Management die Einstellungspraktiken seiner Produzenten überwachen kann. Ein kleiner Sieg. Einige Monate später werden die Enagement Manager überprüfen, ob dieses Kontrollsystem wirklich seinen Dienst tut oder ob der Konzern nur vordergründig eine Verbesserung anstrebt.
Sind Engagement Manager ein Garant für nachhaltige Unternehmensführung?
Das sicherlich nicht, aber sie sprechen genau die Probleme an, die viele Sparern und Sparerinnen den internationalen Aktienkonzernen ankreiden. Im Notfall gehen Stina und ihre Kollegen mit ihren Vorschlägen bzw. Forderungen bis hinauf zur Vorstandsebene. Die meisten Konzerne kooperieren mit den Engagement Managern, nicht zuletzt weil sie einsehen, dass eine für alle Parteien sinnvolle Lösung auf Dauer profitabler ist als ein globaler Skandal, der Öffentlichkeit und Investoren vergrault.
Immer mehr nachhaltige Fonds in Deutschland setzen auf die Wirkung von Engagement. Darüber berichtet auch die Finanzjournalistin Susanne Bergius in ihrem Handelsblatt Business Briefing Nachhaltige Investments (>> Ausgabe 4/2016).
Dieser Artikel erschien in einer ähnlichen Fassung bei unserem Medienpartner eve Magazin.